Adventwochen des iranischen Kalenders

Der Name des letzten (12.) Monats im iranischen Kalender ist „Esfand=Sepand“, in der mittelpersischen Sprache (Pahlavi) „Sepandarmad“ genannt, welches Bescheidenheit bedeutet. Klimatisch betrachtet ist der letzte Monat des Winters noch gemäßigter als die zwei vorangegangenen Wintermonate. Als Kind habe ich in meinem Heimatort (Azerbayjan), mit fester Überzeugung, darauf gewartet, die klimatische Milderung der Natur in diesem Monat zu erleben.

Mein Landsleute sind der Überzeugung, dass die vier Wochen dieses Monats wie folgt geregelt sind:

  • Die Woche der Luft (Himmel=Wind).
  • Die Woche des Wassers.
  • Die Woche der Erde.
  • Die Woche des Feuers.

In der iranischen Mythologie sind diese vier Naturelemente als erste in der Schöpfung gereiht. Ihnen folgen die Pflanzen, Tiere und Menschen.

Als ich durch meinen Vater auf diese Naturphänomene aufmerksam geworden war, habe ich immer diese Erscheinungen beobachtet (geprüft). Auch im europäischen Klima darf man darauf warten. Vor Beginn dieses Monats, jagen jedes Jahr, in der Steiermark und in anderen Teilen Österreichs sowie auch in Griechenland, kräftige schwarz angezogene Männer in Straßen und Gassen der Städte, mit einer langen Peitsche, die Kälte des Winters weg.

In der ersten Woche sorgt der Wind für die Milde. Ab der zweiten Woche merkt man die ganz schmalen Bachbetten, in denen Wasser fließen.

Die Woche der Erde

Die Woche des Wassers.

In der dritten Woche, kann man die ziemlich weich gewordene Erde im Garten umdrehen. Ab der dritten Woche, für die Ehrung der Baumschöpfung tuen mansche, die Garten haben, Tannenbaum Eiche od. welche anderen Bäumen einzupflanzen.

Die Woche der Erde

Die Woche der Erde

Die letzte Woche des Monats Esfand ist die Feuerfestwoche (Suri-Fest), „4. Mittwoch-Fest“ der iranischen Festkultur.

Die Woche des Feuers

Die Woche des Feuers

Alte Bräuche Leben

Es gibt fröhliche Bräuche für diesen Abend. Es gibt allgemeine Bräuche, die im ganzen Land bekannt sind und erhalten werden, sowie viele lokale Glaubens-bezogene, auch zum Teil schamanistische Arten, die schon längst Tradition geworden sind.

Am Vorabend des letzten Mittwochs des Jahres (Charshanbe-Suri), beginnen die Feierlichkeiten. Auf freien Grundstücken oder in unbefahrenen Gassen werden sieben kleine Feuer gemacht. Dabei sprechen sie zum Feuer die Worte: „Meine Blässe (=mein Schädliches) möge dir gehören, deine Röte (=dein Gutes) mir:

„Meine Blässe für dich,

Deine Frische für mich,

Meine Kälte ist dir,

Deine Wärme ist mir.“

Niemand darf in das Feuer atmen, und die Asche muss an einem Kreuzweg verstreut werden. Die modernen Wohnviertel Teherans bieten sich schlecht für diesen Brauch an. Aber in den Provinzstädten und auf dem Lande ist er noch immer lebendig.

An selben Abend gehen in Schiras Leute mit einem Korb Salz umher, und verkaufen den Passanten, gegen ein paar Münzen, eine Handvoll. An diesem Abend wird auch die Zukunft gedeutet.

Hat man sich einen Wunsch ausgedacht, wird ein Schlüssel mit zwei Kerben auf die Erde gelegt; man lehnt das rechte Ohr gegen eine Mauer und, je nachdem, was man zu hören glaubt, erfüllt sich.

Manche stellen sich mit einem Vorhängeschloss unter dem Fuß an eine Straßenecke und wünschen sich etwas. Sagt die erste vorbeigehende Person unaufgefordert ein gutes Wort, geht der Wunsch in Erfüllung.

Man darf allerdings nicht vergessen, vorher den Schlüssel des Schlosses unter die Dachrinne zu legen. Unter die Dachrinne des Hauses wird oft auch ein blauer Krug gestellt, und alle, die sich einen Wunsch ausgedacht haben, werfen irgendetwas in den Krug.

Am nächsten Morgen nimmt darin ein kleines Mädchen die Gegenstände heraus und deutet sie.

Andere legen ein paar Münzen in einen Krug, der bei Sonnenuntergang mit folgenden Worten von der Terrasse geworfen wird:

„Mögen meine Schmerzen und Sorgen samt dieses Kruges verschwinden!“

Man darf sich allerdings dabei nicht umdrehen, sonst könnte ein Unglück geschehen. Spätestens eine Woche vor dem Fest, soll jeder Iraner seine Festkleidung gekauft oder doch wenigstens seine Kleider in Ordnung gebracht haben.

Kindern stehen unbedingt neue Sachen zu. In den Dörfern treten oft noch in den letzten Tagen vor dem Neujahrsfest die fahrenden Leute auf: die Gaukler, die Seiltänzer, die Ringer, die Akrobaten und die Bärenführer.

Der Frühlingsputz ist der wichtigste Teil bei der Vorbereitung. Die Hausfrauen haben alle Hände voll zu tun. Beschädigte oder gebrochene Gegenstände müssen unbedingt entsorgt werden.

Schöne Blumentöpfe am Fenster, und noch einige Winterfrüchte werden hier und dorthin gestellt, damit es überall schön ausschaut und nach Blumen und Zitrusfrüchten duftet. Noch immer ist es unter Nomaden und Dorfbewohnern üblich, die Festtags-, und Hochzeitswaschungen, nach bestimmten Bräuchen, in einem natürlichen Bach des Dorfes zu vollziehen.

Adventwochen des iranischen Kalenders

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