Yalda, Julfest oder Weihnachten?

Javad Parsay, Museumspädagoge

Gibt es Weihnachten?

Soll man Weihnachten feiern, warum eigentlich nicht?

Wir reden immer wieder über Weihnachten in Europa und über Yalda im iranischen Kultur-Gebiet.

Die Leute in Europa und im Iran betrachten diese Feste als heilig und sie feiern sie auch groß. Obwohl Dezember “zehnter Monat” bedeutet, wird er aber in Europa als letzter Kalendermonat des Jahres angenommen und als letzter Monat des Jahres hat er viele positive Einflüsse im Leben der Bevölkerung, wie Weihnachtsgeld in vielen europäischen Ländern, Finanzabschlüsse und, von Seiten der Natur her, auch Kälte.

Aber andererseits hat der Dezember, wegen vieler Feste und ritueller Feierlichkeiten, eine besondere Bedeutung.

Die üblichen Rituale des Monats sind u.a. die 4 Advent-Sonntage, und in vielen europäischen Ländern wird auch der 25. Dez. als Christtag gefeiert.

Nach der Überlieferung der katholischen Kirche ist der 25. Dez. Christus´ Geburt.

Generell ist zu beachten, dass Sitten und Bräuche, die an die römischen Kalender-Feste gekoppelt waren, alsbald in volkstümliche christliche Feiern aufgenommen wurden und sich im Zuge der Christianisierung über ganz Europa bis in den Norden verbreiteten.

Der Mittelpunkt am Weihnachtsabend ist das gemeinsame Festmahl.

Yaldā oder Schab-e Chelle

Yalda, als iranisches Fest, wird während der längsten Nacht des Jahres, das heißt am Vorabend der Winter-Sonnenwende (20. od. 21. Dez.) gefeiert.

Nach altiranischen Überlieferungen, wurde in dieser Nacht Mithra (Sonnengott) geboren. Sogar nach dem Untergang des Sassanidenreiches und dem folgenden Aufstieg der Moslemkalifen, die gegen alle iranischen Bräuche und Traditionen waren, hat sich bei dieser Tradition und der Familien-Versammlungen während der längsten Nacht des Jahres nichts geändert, und das hat heute noch eine starke Präsenz.

Die Yalda-Nacht, die Nacht vor dem ersten Dey-Tag, also die längste Nacht des Jahres wird auch “Schab-e Chelle” genannt. In dieser Nacht finden sich Freunde und Verwandte in den Häusern der Ältesten ein und verbringen die Nacht fröhlich gemeinsam.

Traditionell werden in dieser Nacht getrocknete Naschsachen, Zuckermelonen, Melonen und Granatäpfel gegessen.

Die Ältesten erzählen Geschichten und es wird im Diwan des Hafis gelesen. Die Menschen freuen sich über die Wiedergeburt des Lichtes (die Sonne), denn nach “Schabe Yalda” werden die Tage wieder länger.

In der altpersischen Tradition kam der Herrscher zu “Schabe Yalda” vom Thron herab und begab sich in die Wüste.

Er schickte Diener und Wächter in den Urlaub und ging in ein Dorf, um dort die Nacht mit einfachen Bauern zu verbringen und ihnen zu zuhören. Ein weiterer Brauch ist das Entzünden eines großen Feuers, das Licht und Hoffnung repräsentiert.

Im Rahmen des Mithraskultes kam dieses Fest als Fest des Lichtes durch Legionäre auch in das römische Reich.

Manche christlichen Historiker sind der Meinung, dass Weihnachten eine Weiterentwicklung dieses Festes sei. Bis zum 4. Jahrhundert wurde, im antiken Rom, diese Nacht als Geburtsnacht des Lichtes (Mithras) abgehalten.

Mit Übernahme des Christentums als Staatsreligion wurde dieses Fest im alten Rom von der Kirche als Geburt Jesu Christi umgewidmet. Ähnliche Sonnwendfeiern sind auch von den Kelten und Germanen überliefert.

Julfest

Das Julfest ist ein nordeuropäisches Fest der Wintersonnenwende. In den skandinavischen Sprachen heißt Weihnachten heute jul oder jol, im Finnischen joulu, im Englischen besteht der Begriff Yule und im Sölring (Sylter Friesisch) heißt es Jül oder Jööl.

In der weiteren Bedeutung umfasst es ganz allgemein das Festmahl. Das Festmahl ist auch ein uralter Mythos, welches an Felsenmalereien vom Mithrakult (genannt = Heidentum) dargestellt wird, und somit auch in das Christentum übertragen wurde.

Die frühe Geschichte des Julfestes ist sehr umstritten. Die Meinungen reichen von der Leugnung eines vorchristlichen Julfestes bis zu Rekonstruktionsversuchen aus späteren Bräuchen.

Dabei spielt die unterschiedliche Bewertung der altwestnordischen Quellen hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit die entscheidende Rolle.

Es ist aber unstrittig, dass das Wort selbst vorchristlich ist. Die Kirche hatte vergeblich versucht, das Wort durch andere Begriffe zu ersetzen.

Gefeiert wird die wiedergeborene Sonne und das Länger werden der Tage, da dieser Wechsel seit Menschengedenken überlebenswichtig ist, vor allem für die Saat und Ernte.

Man sieht das Julfest als eine zwölftägige Friedenszeit, in der die Häuser mit immergrünen Zweigen wie Buchsbaum, Eibe, Fichte, Tanne, Stechpalme, Kiefer, Efeu und Wacholder geschmückt werden, denen man schützende und heilende Kräfte zuschreibt.

Der altisländische Kalender lebte neben dem kirchlichen Kalender, nach der Christianisierung, noch eine Weile fort. Er wurde allmählich dem julianischen Kalender angeglichen.

Die gotischen und alt-westnordischen Monatsnamen „juleis“ und „ýlir“ sind bereits dem kirchlichen Kalender angepasst und besagen nur, dass das Julfest zwischen Mitte November und Mitte Januar lag.

Es ist aber nicht sicher, ob die Bezeichnung „Mittwinternacht“ in der vorchristlichen Periode wirklich die Mitte des Winterhalbjahres war, oder die längste Nacht der Winterperiode.

Die längste Nacht als “Yalda” (Geburt der Sonne = Mithra) ist in der südlichen Halbkugel ein uraltes Fest.

Brennendes Sonnenrad zum Julfest

Im nordisch-germanischen Neuheidentum ist das germanische Julfest das wichtigste Fest im Jahr und man bedient sich dessen, was Volkskundler für vorchristliche Bräuche halten, um die Julzeit und das Mittwinterfest zu rekonstruieren.

Hier wird es als Wintersonnenwende Fest gefeiert, manchmal zum astronomischen Datum, dem 21. Dezember „Julmond“, aber auch zum zugeschriebenen 25. Dezember.

Am ersten Weihnachtstag geht es zur Kirche, dabei säumen brennende Kerzen in den Fenstern der Landgemeinden den Weg. Dieser Tag ist im Gegensatz zu den vorherigen eher ruhig und beschaulich.

Die Nachbarn und Bekannten besuchen einander, die Kinder beschäftigen sich mit den neuen Spielsachen oder ziehen von Haus zu Haus und wünschen „God Jul“.

Entwicklungen im Mittelalter und danach

Im Mittelalter und der Neuzeit entwickelten sich die Julbräuche in Skandinavien weiter. So gab es in Schweden,

Norwegen und Finnland, aber auch auf dem Kontinent bis ins 20. Jahrhundert hinein das „Julstroh“.

Möglicherweise handelte es sich um keltisch-germanische Einflüsse in Verbindung mit den Fruchtbarkeitsgöttinnen aus der uralten Zeit, und diese werden mit Bedas „Nacht der Mütter“ in England in Verbindung gebracht.

Es gab noch viele Riten, die nicht unmittelbar christlichen Gehalt haben, sondern alle Elemente des damaligen Aberglaubens auf sich fokussierten.

Literatur:

H. Celander:: Förkristen julenligt norrönakällor. 1955
Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. Marix Verlag, Wiesbaden 2007
Arni Bjørnsson: High days and Holidays in Iceland. 1995
A. Tille: Die Geschichte der deutschen Weihnacht. 1893
Lily Weiser-Aall: Jul. In: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelader, Bd. 8.. Kopenhagen 1963
Wiktionary: Julfest – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Steinbock, Fritz “Das heilige Fest, Rituale des Traditionellen Germanischen Heidentums in Heutiger Zeit”, Daniel Junker Verlag 2004